Stadtarbeit und Social Designpreis 2025

Stadtarbeit – Social Designpreis 2025

Mit dem Format Stadtarbeit hat die VIENNA DESIGN WEEK mit Unterstützung des Erste Bank-Sponsoringprogrammes – Vermehrt Schönes! –in Zusammenarbeit mit der Caritas Wien einen inzwischen auch international etablierten Rahmen für die Umsetzung von Social Design-Ideen geschaffen.

Archiv für die Zukunft!

Ist das Thema der Ausschreibung für das Format Stadtarbeit in Rahmen der VIENNA DESIGN WEEK.

In Spaziergängen, Workshops und anderen öffentlichen Beteiligungsformaten in und rund um die diesjährige Festivalzentrale, die alte Wirtschaftsuniversität, die Musa Startgalerie sowie an vielen anderen Orten im öffentlichen Raum laden die drei ausgewählten Projekte ein gemeinsam Archive als Orte des Dialogs entstehen zu lassen.

Zum elften Mal wurden heuer Projekte von einer Jury ausgewählt. Mit einem Umsetzungsbudget ermöglicht das Format die Realisierung im Rahmen des Formats Stadtarbeit. Bei der VIENNA DESIGN WEEK 2025 werden die ausgewählten Projekte mit dem Erste Bank Social Designpreis ausgezeichnet.

11. Erste Bank Social Design Preis 2025 Jury-Begründung

Die Stadtarbeit-Jury zeigt sich beeindruckt von der diesjährigen Bandbreite und Einsatzbereitschaft in der Neudefinierung des Sammelns von Wissen sowie in der Auseinandersetzung mit Orten und Materialien voller Geschichten. Im Rahmen der Stadtarbeit 2025 entstehen Social Design Projekte, die Archive kreieren, die buchstäblich „auf der Straße liegen“: Wissen, das in Gebäuden gespeichert ist, in lebendigen Bäumen sichtbar wird oder in Details, die das große Ganze formen. Jedes der ausgewählten Projekte widmet sich relevanten Aspekten des Weitergebens von Wissen. Sie suchen aktiv den Austausch mit Besucher:innen und machen wichtige politische, ökologische und soziale Fragestellungen auf nahbare, interaktive und formal überzeugende Weise sichtbar.

 

Gruppenfoto der Preisträgerinnen und Preisträger mit Jury - (c) eSeLat Robert Puteanu

ARCHIVE DER ANEIGNUNG
Studio Raumstation        

Das Projekt Archive der Aneignung von Studio Raumstation in Zusammenarbeit mit dem Duo Daniel Kalkhofer und Evamaria Müller bespielt Teile der ehemaligen Wirtschaftsuniversität. Der sich stark verändernde Ort und die damit verbundene Geschichte der Zwischennutzung schaffen es, niederschwellige Zugänge mit einem klaren konzeptionellen Ansatz zu verbinden. Akteur:innen der Zwischennutzung und Workshopteilnehmer:innen werden miteinander vernetzt, Bedürfnisse sichtbar gemacht.

Die sehr spezifische Dokumentation sowie die Agenda des Projekts schaffen es, das Thema Zwischennutzung und insbesondere die Verflechtung seiner räumlichen und sozialen Dimensionen beispielhaft zu vermitteln und bieten einen Blueprint für zukünftige Entwicklungsprozesse. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit von Studio Raumstation mit Daniel Kalkofen und Evamaria Müller: Die Verschränkung von beobachtenden Perspektiven im Audiowalk mit den interaktiven Workshop-Elementen und dem entwickelten Methodenkasten bereichert das Projekt in besonderer Weise.

Das im Rahmen der Vienna Design Week und hoffentlich auch darüber hinaus wachsende Projekt eröffnet spannende Perspektiven für zukünftige Orte und deren Nutzung. Die Jury sieht darin das Potenzial, dass Archive der Aneignung zu einem aktivistischen Leitfaden für weitere Zwischennutzungsprojekte wird.

Zusätzlich zum bereits im Frühjahr ausgeschütteten Umsetzungsbudget spricht die Jury dem Projekt Archive der Aneignung nun ein Preisgeld von 2.500 Euro – mit dezidiertem Blick auf die Weiterführung der wegweisenden Arbeit an diesem Ort. Mit großer Freude gratuliert die Jury zu der herausragenden Leistung!

 

STADTSTEMPEL ARCHIV - WIEN
studio pari-pari

Das Projekt Stadtstempel Archiv – Wien von Studio paripari, das aus der Region Frankfurt Rhein Main (World Design Capital 2026), dem GAST der VIENNA DESIGN WEEK 2025, stammt, sammelt mit Intuition und persönlicher Praxis Fragmente des Wiener Stadtbildes. In themenspezifischen Workshops lädt das Studio dazu ein, genauer hinzusehen, Strukturen zu ertasten und Aufmerksamkeit für besondere Details in der Stadt zu entwickeln.

Das Stempeln wird zum Werkzeug, um Stadt neu zu begreifen und zu erkunden. Nicht nur das Mitmachen, auch das Zuschauen und Beobachten werden Teil eines gemeinsamen Prozesses. Die gesammelten Archivkarten stammen direkt von der Straße und fließen in eine Ausstellungsstruktur im Wien Museum MUSA ein. Während der Vienna Design Week sammelten Marina Kampka und Lena Schrieb zudem spannende persönliche Geschichten und Anekdoten gesammelt.

Zusätzlich zum bereits im Frühjahr ausgeschütteten Umsetzungsbudget erhält das Stadtstempel Archiv – Wien als Anerkennung für ihre detaillierte Arbeit ein Preisgeld von 1.000 Euro. Mit großer Freude gratuliert die Jury zu dieser herausragenden Leistung!

 

STADTHOLZ ARCHIV
Verein Stadtholz

Das Stadtholz Archiv des Vereins Stadtholz verfolgt mit seinem für Social Design ungewöhnlichen Ansatz einen bemerkenswerten Archivgedanken. Lebend oder geschnitten – ein Archiv steckt in jedem Baum. Ob Baumkataster, CO2-Speicher, Standort oder Jahresringe: Der Stadtbaum Spaziergang hat nachhaltig Baum-Enthusiast:innen hervorgebracht und die Perspektive auf Bäume in der Stadt verändert.

Das Team hat Räume geschaffen, in denen Workshops eine intensive Auseinandersetzung mit Material und Geschichte ermöglichen. Auch die Form der Präsentation ist sorgfältig durchdacht und zeigt die Vielschichtigkeit sowie die gesellschaftliche Dimension des Themas. Die Jury ist begeistert von diesem innovativen, weit sowie tief wurzelnden Projekt.

Zusätzlich zum bereits im Frühjahr ausgeschütteten Umsetzungsbudget ehrt die Jury das Stadtholz Archiv mit einem Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro, um die Weiterarbeit an der städtischen Baumressource zu unterstützen. Mit großer Freude gratuliert die Jury zu dieser herausragenden Leistung!

 

Gesamtürdigung

Besonders hervorzuheben ist, dass alle Projekte während des Festivals durch persönlichen Einsatz und auf Grundlage des Themas „Archive“ partizipative Plattformen geschaffen haben, die niederschwellige und inklusive Interaktionen ermöglichten. Mitnutzer:innen, Besucher:innen und Bewohner:innen waren nicht nur Zuschauer:innen, sondern aktive Mitgestalter:innen. Die Jury lobt darüber hinaus das außerordentliche Engagement der Projektteams, die mit Offenheit und Eigeninitiative ein aufregendes und vielfältiges Programm auf die Beine gestellt haben. In diesem Jahr war es der Jury ein Anliegen, die Projekte nicht nur auszuzeichnen, sondern sie in die Zukunft zu tragen und deren Realisierung nachhaltig zu unterstützen – mit Blick auf eine baldige Weiterentwicklung.

Jury 2025

Katharina Egger (Erste Bank)
Clemens Foschi (Caritas Wien)
Lena Rücker (MA18 – Stadt Wien)
Luca Hierzenberger und Hannah Horn (KLEE)
Gabriel Roland und Julia Habarda (Vienna Design Week)