Erste Bank Filmpreis 2025

Zum 15. Mal wird heuer der von der Erste Bank initiierte und gestiftete Erste Bank Filmpreis in Zusammenarbeit mit der Viennale, dem Deutschen Haus at NYU und dem Anthology Film Archives vergeben.

Die Preisträger:innen werden unter den bei der Viennale präsentierten österreichischen Filmproduktionen von einer unabhängigen Jury ausgewählt. Der Filmpreis ermöglicht einen Aufenthalt der Preisträger:innen in New York City, verbunden mit einer Präsentation ihrer Arbeiten im renommierten Anthology Film Archives.

Jury: Silvia Bohrn (Kulturmanagerin), Nicolas Mahler (Comic Zeichner, künstlerische Leitung Schule für Dichtung), Boris Manner (Philosoph, Kurator), Jed Rapfogel (Kurator Anthology Film Archives)

Der Erste Bank Filmpreis geht an zwei Preisträger:innen: 

White Snail

R: Elsa Kremser, Levin Peter
Österreich, Deutschland 2025 

Jurybegründung

WHITE SNAIL ist ein Film über zwei Außenseiter, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Masha durchläuft eine Ausbildung zu einem Model um dem tristen Alltag in Minsk entgehen zu können während Misha in einer Leichenhalle arbeitet. Beide finden auf ungewöhnliche Weise zueinander und es entwickelt sich eine fragile Liebesbeziehung, in der Schönheit und Tod – Eros und Thanatos - eng miteinander verwoben sind. Die Welt, in der sich die beiden Protagonist:innen wiederfinden ist kalt und den Empfindungen die beide füreinander entwickeln feindlich. In sensibel gestalteten Begegnungen, die von den beiden Darsteller:innen brillant verkörpert werden, wächst eine Liebesbeziehung die Gegensätze des Milieus, des Alters und der Lebensplanung der beiden Charaktere ausblendet. Starke Kontraste und symbolische Bilder nehmen die Zuschauer:innen auf eine märchenhafte Reise des Paares mit. Nach nächtlichen Spaziergängen durch Minsk gipfelt die Erzählung in einem fast mystischen Waldausflug, indem die widersprüchlichen Gefühle der beiden ihren Höhepunkt erreichen. Der Film schafft es die Emotionen sensibel aber auch direkt darzustellen und wird niemals langweilig. Die Protagonist:innen, die beide zum ersten Mal als Schauspieler:innen auftreten, überzeugen durch eine beeindruckende Präsenz und Authentizität. WHITE SNAIL ist ein Film auf der Höhe der Zeit - erfrischend und ehrlich. Trist und zugleich hoffnungsvoll werden eine feindliche Außen- und eine fragile Innenwelt gezeigt. In diesen gilt es zu Überleben und seinen eigenen Weg zu finden.

Rojo Žalia Blau

R: Viktoria Schmid
Österreich 2025

Jurybegründung

Viktoria Schmids ROJO ŽALIA BLAU ist eine Landschaftsstudie, die in den Wäldern und an den Küsten Spaniens, Litauens und Niederösterreichs gedreht wurde und bei der eine einfache, aber evokative Technik zum Einsatz kam: Farbseparation (die Basis des Technicolor-Verfahrens aus dem Goldenen Zeitalter Hollywoods), bei der dieselbe Szene in Schwarz-Weiß unter Verwendung von drei verschiedenen Farbfiltern gefilmt und danach durch ebendiese Filter gedruckt wird, sodass ein volles Spektrum sichtbarer Farben entsteht. Da Schmid denselben Filmstreifen allerdings dreimal nacheinander ablichtet – statt gleichzeitig, wie beim „echten“ Technicolor – schafft sie ein außergewöhnliches, verblüffendes visuelles Erlebnis, bei dem die Farben je nach Ausmaß der Bewegung innerhalb der Landschaft oder zwischen den Aufnahmen synchron oder asynchron erscheinen. Die Technik des Films ist weitaus mehr als ein formales Experiment: Sie wird im Grunde zu einer Art und Weise, Zeit zu fotografieren, wobei drei verschiedene Temporalitäten in einem einzigen (berauschenden) Bild übereinandergeschichtet und nur durch die Bewegung von Wind, Wellen, Sonne und Schatten sichtbar gemacht werden. Aufgrund der erstaunlichen Verschmelzung von Farbe, Bewegung, Zeit und philosophischer Untersuchung hat ROJO ŽALIA BLAU auch eine besondere Resonanz in einer Ära, in der es besonders wichtig geworden ist, den Raum zwischen „Wahrheit“ und Bild zu erkunden.