
Alina Sokolova (c) Zhanna Lyatova
Der Erste Bank Kunstpreis 2025 geht an Alina Sokolova
Jurybegründung
Alina Sokolovas künstlerische Praxis greift die Intensität, Verletzlichkeit und Absurdität des heutigen Lebens auf und sie formt daraus eine vielschichtige, fragmentierte und dennoch kohärente Erzählung, die sich am Abgrund zwischen Persönlichen und Politischen bewegt. Ihre ausdrucksstarken Gemälde entfalten sich wie ein Tagebuch und werden ergänzt durch einen weiteren künstlerischen Raum, den sie in Zusammenarbeit mit anderen Kunstschaffenden entwickelt und der mit Videoarbeiten und weiteren choreografische Formen bespielt wird. Ihr Werk dokumentiert ihre Erfahrungen als Künstlerin, als Frau, reflektiert über wachsende Konflikte, politische Unsicherheit und die unheimliche Präsenz des Krieges. Sokolova arbeitet mit symbolistischen und surrealistischen Motiven und navigiert durch eine Welt, in der das grundsätzliche Recht auf Leben immer wieder infrage gestellt wird.
In Anlehnung an die Ästhetik des Manierismus und aufgeladen mit symbolischer Intensität ermutigen ihre Arbeiten über die Zerbrechlichkeit des Friedens und die gegenwärtig sichtbare Politik nachzudenken. Wer nimmt sich das Recht über Leben zu bestimmen, und wie wird dieses Recht verhandelt, eingefordert oder verweigert? Indem sie diese Fragen stellt, verweist Sokolova auch auf die Grausamkeit des Überlebens und den umkämpften Raum zwischen persönlicher Erinnerung und kollektiver Traumata.
Jury Mitglieder
Laura Amann (Kuratorin, Wien)
Ruth Goubran (Leiterin des Erste Bank Sponsoringprogrammes, Wien)
Nevena Janković (Geschäftsführung & Künstlerische Leitung, DAS WEISSE HAUS, Wien)
Dr. Denise Quistorp (Direktorin, Österreichisches Kulturforum Prag)
In der finalen Jury Ausscheidung 2025 waren
Martin Chramosta, Fanni Futterknecht, Max Freund, Silke Grabinger, Josepha Edbauer, Lisa Großkopf, Miriam Hamann, Nicole Weniger
Alina Sokolova
Alina Sokolova (*1995 in Uschhorod, Ukraine) studierte Bildende Kunst in Uschhorod (UA), Bildhauerei und Installation an der Akademie für bildende Künste und Design in Bratislava (SK), und als Gaststudentin Fotografie an der HFBK in Hamburg (DE). Im Jahr 2021 schloss sie ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien (AT) ab. Ihre künstlerische Praxis lässt sich als eine ausführliche Erforschung von Bewegung beschreiben. Ihr besonderes Interesse gilt den sich wiederholenden Gesten der zeitgenössischen Arbeit und der Mechanisierung unseres Alltagslebens. Sie untersucht Bewegungen, die zum Allgemeingut geworden sind und ein Zeugnis ihrer Zeit und des sich ständig verändernden sozialen Klimas darstellen. Fragen des Zusammenlebens und der Pflege zwischen Tier und Mensch , der Freizeit, der Produktivität, des Konsums und der Phänomene der Massenchoreografie im Zeitalter der digitalen Medien sind durchgehend in ihren Gemälden präsent. Sie stand im Jahr 2020 in der engeren Auswahl für den PinchukArtCentre Prize in Kyjiw (UA). Ihre Werke wurden bereits in verschiedenen Gruppenausstellungen in Wien (AT) und in Europa gezeigt, unter anderem im Museum für westliche und orientalische Kunst in Odesa (UA), Kunstmuseum in Žilina (SK) und im Stadtmuseum Berlin (DE).

Željka Aleksič (c) Mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin
Der Erste Bank Annerkennungskunstpreis 2025 geht an Željka Aleksić
Jurybegründung
Željka Aleksić beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis mit der Frage: welcher Preis ist zu bezahlen um sich die Existenz als Künstlerin leisten zu können, - sowohl in ihrer praktischen Bedeutung als auch im schöpferischen Prozess. Sie thematisiert körperliche Arbeit, die Prekarität eines ständig auslaufenden Aufenthaltsstatus aber auch die Kraft matriarchaler Unterstützungsstrukturen. Bedingungen, unter denen sie selbst wie viele andere lebt, studiert und Kunst erschafft. Marx' Kapital erscheint hier nicht nur als Kritik der politischen Ökonomie, sondern als Realität; konfrontiert mit drängenden Fragestellungen nach antiquierten Vorstellungen von Staatsbürgerschaft, entfremdeter Arbeit, Bildungskosten und dem, was künstlerische Arbeit ausmacht. Im Zentrum ihres Werks steht die Realität einer künstlerischen Existenz, die der Expression verschrieben ist, und der gleichzeitige Kampf um existenzielle Sicherheit und Stabilität. Diese Spannung durchzieht sowohl die Themen, die sie behandelt, als auch die Rahmenbedingungen ihres Schaffens. Aleksićs Arbeiten sind der Ort, an dem sie persönliches Überleben und künstlerische Handlungsfähigkeit vereint, zugleich Schöpfungsakt und Überlebensstrategie. Sie zeigen auf wie untrennbar das Streben nach einem sinnhaften künstlerischen Leben und der Kampf um grundlegende Rechte, Anerkennung und Zugehörigkeit miteinander verbunden sind.
Jury Mitglieder
Laura Amann (Kuratorin, Wien)
Ruth Goubran (Leiterin des Erste Bank Sponsoringprogrammes, Wien)
Nevena Janković (Geschäftsführung & Künstlerische Leitung, DAS WEISSE HAUS, Wien)
Dr. Denise Quistorp (Direktorin, Österreichisches Kulturforum Prag)
In der finalen Jury Ausscheidung 2025 waren
Martin Chramosta, Fanni Futterknecht, Max Freund, Silke Grabinger, Josepha Edbauer, Lisa Großkopf, Miriam Hamann, Nicole Weniger
Željka Aleksić
Željka Aleksić (geb. 1989 in Knjaževac, Serbien) ist bildende Künstlerin. Ihre Praxis verortet sich in den Bereichen Malerei, Performance und performative Skulptur. 2023 schloss sie ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Klasse für kontextuelle Malerei unter der Betreuung von Ashley Hans Scheirl und Despina Stokou ab. Im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis stehen sozioökonomische Realitäten, mit besonderem Fokus auf die prekären Bedingungen, denen Frauen auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt sind. Ausgehend von ihrer Herkunft aus der Arbeiterklasse und den selbst erlebten Erfahrungen setzt sich Aleksić kritisch mit Themen wie unsichtbarer Arbeit, persönlicher Identität und zeitgenössischen Schönheitsidealen auseinander. Ihr Diplomprojekt Das Kapital (2017–2023), bei dem sie sich mit den ökonomischen Herausforderungen von Studierenden beschäftigte, wurde mit dem Preis der Akademie für das beste Diplom ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde sie für den renommierten Preis der Kunsthalle Wien nominiert. Im Jahr 2024 erhielt sie das Startstipendium sowie ein Arbeitsstipendium des Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport. Zudem nahm Aleksić am Mentoring-Programm 2024/2025 an der Akademie der bildenden Künste Wien teil, das durch ein kompetitives Stipendium unterstützt wurde.